10.08.2017
Palästinenser_innen in Syrien | حدث الشرق: فلسطينيون في سوريا
Buchcover Al-Hardan, Anaheed: „Palestinians in Syria: Nakba Memories of Shattered Communities” (Columbia University Press, 2016)
Buchcover Al-Hardan, Anaheed: „Palestinians in Syria: Nakba Memories of Shattered Communities” (Columbia University Press, 2016)

Palästinenser_innen in Syrien | حدث الشرق: فلسطينيون في سوريا

Die Flucht im Jahr 1948, die sogenannte Nakba, ist für viele palästinensische Flüchtlingen identitätsstiftend. Doch bedeutet die Erinnerung daran für alle das gleiche? Und wie verändert sich diese Bedeutung gerade in Syrien seit Kriegsausbruch 2011? Annaheed al-Hardan aus Beirut untersucht diese Frage – und stellte ihre Ergebnisse vor.

Die palästinensischen Flüchtlinge in bzw. aus Syrien sind vom Krieg im Land stark betroffen: 438.000 sind Binnenflüchtlinge, 120.000 sind in die benachbarten Staaten geflohen. Als Nicht-Syrer_innen trifft sie die Situation im Land doppelt hart. Als Akteure finden sie sich zum Teil auf Seiten der Revolution, zum Teil auf Seiten des syrischen Regimes wider.

Dennoch gibt es kaum wissenschaftliche Arbeiten zu dieser Community und darüber, wie sie sich politisch, gesellschaftlich und kulturell vor 2011 wahrgenommen hat Die Palästinenser_innen in Syrien (bzw. deren Eltern- und Großelterngeneration) flohen bereits 1948 im Zuge der Staatsgründung Israels nach Syrien. Ihre Integrationserfahrungen unterscheiden sich von denen palästinensischer Flüchtlinge in anderen arabischen Staaten – und somit auch die kollektive Erinnerung an die Nakba (=Katastrophe) von 1948.

Umso wichtiger ist die Forschung von Anaheed al-Hardan, Assistenzprofessorin für Soziologie an der American University of Beirut, zu den Nakba-Erinnerungen eben dieser Gemeinschaften. In ihrem Buch „Palestinians in Syria: Nakba Memories of Shattered Communities” (Columbia University Press, 2016) zeichnet Anaheed Al-Hardan nach, wie sich dieser zentrale Bedeutungsträger palästinensischer Vergangenheit und Gegenwart in den palästinensischen Communities in Syrien entwickelt hat. Dabei geht sie auf die Entwicklung in arabischen intellektuellen Diskursen ebenso ein wie auf Syriens Palästinenserpolitik und den Kosmos der Erinnerungen der palästinensischen Gemeinschaft in Syrien. 

Erinnerung im Wandel

Al-Hardan stellt die anhaltende Relevanz des Erinnerns an die Nakba in den Gemeinschaften, die diese Erinnerung hervorbringen und pflegen, dar. Gleichzeitig stellt sie die – einen palästinensischen Nationalismus oder Patriotismus mit-begründende – Vorstellung in Frage, diese Erinnerungen an die Nakba würden statisch und universell von allen Palästinenser*innen geteilt. Dabei geht sie auch der Frage nach, ob und wie sich die Bedeutung der Nakba-Erinnerung angesichts der Situation der palästinensischen Community in Syrien seit 2011 wandelt.

Alsharq e.V. lud in Kooperation mit dem Bibliotheksprojekt بيناتنا/ Baynetna- Between Us am 10. August in Berlin zu einer Buchbesprechung und Diskussionsveranstaltung ein. Anaheed Al-Hardan skizzierte dort zunächst ihre Forschung zu den Nakba-Erinnerungen der palästinensischen Community in Syrien. Danach sind wir in eine moderierte Diskussion mit dem Publikum übergegangen. 

Die Rahmendaten

Datum: 10. August 2017 Beginn: 18:30 Uhr Adresse: Stresemannstr. 95/97, 10693 Berlin.

Die Veranstaltung fand auf Arabisch mit konsekutiver Übersetzung ins Deutsche statt. 

Bayetna / بيناتنا 

Baynetna ist eine neue Bibliothek und Salon im Herzen von Berlin, welche hofft arabische und nicht-arabische Kultur einander zu öffnen. Baynetna hat zum Ziel das Fremde nicht als „Anders“ zu sehen, sondern herauszufinden, was man teilt, etwa die Menschlichkeit. Dieser Weg soll durch Diskussionen über Romane, Gedichte etc. erreicht werden. Internetpräsenz: Bayetna auf Facebook

10.08.2017
18:30 bis 21:00
Stresemannstr. 95/97, 10693 Berlin