04.06.2019
Thomas Ruttig: Sowjetischer Einmarsch in Afghanistan 1979
Ein sowjetischer Panzer rollt durch Kabul. Foto: Wikimedia CC.
Ein sowjetischer Panzer rollt durch Kabul. Foto: Wikimedia CC.

Thomas Ruttig: Sowjetischer Einmarsch in Afghanistan 1979

1979 war das Jahr, in dem der letzte große heiße Krieg des Kalten Krieges mit direkter Beteiligung einer der beiden Ex-Supermächte ausbrach – mit dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan zu Weihnachten.

Aber die zugrunde liegenden innergesellschaftlichen Konflikte waren älter und teilweise bereits gewaltsam ausgetragen worden; dieser historische Einschnitt markierte nur ihre (erneute) internationale Sichtbarwerdung und externe Instrumentalisierung. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen bis heute die Folgen dieser Ereignisse tragen.

Die Konflikte (Plural!) in Afghanistan nur durch die Linse des Kalten Krieges zu betrachten, führte schon damals zu kurz. Genauso wenig ist es hilfreich, sich bei der Analyse der gegenwärtigen Konfliktlage auf die Terror-und-Islam-Problematik zu fokussieren.

Viele Politik ist ja lokal, und Afghanistans für das ungeschulte Auge undurchsichtigen und instabilen lokalen Interessenkoalitionen haben schon manchen aus Zeitmangel am Verstehen gehinderten Politikmacher zur Verzweiflung getrieben.

Es geht also darum zu erkennen, was vor Ort und regional zu den weltgeschichtlichen Ereignissen in Afghanistan 1979 geführt hat. Der Referent blickt zurück auf Afghanistans Modernisierungskonflikte, die mindestens bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückgehen, die Entwicklung im Bildungswesen, mit dem der starre Staat nicht mitkam, auf das prekäre afghanisch-pakistanische Verhältnis seit 1947, auf die politische Parteien- und Putschgeschichte im Nach-Weltkrieg-2-Afghanistan und nicht zuletzt die ökologischen Faktoren, die Afghanistan aus den Angeln hoben.

Der Referent:
Thomas Ruttig, geboren 1957 in Berlin, beschäftigt sich seit seinem Studium der Afghanistik an der dortigen Humboldt-Universität mit dem „Land am Hindukusch“. Er spricht beide Hauptlandessprachen, Pashto und Dari, und verbrachte insgesamt über 13 Jahre in Afghanistan, als Student und Journalist, als DDR-, UN- und BRD-Diplomat sowie EU-Vizesondergesandter. 2009 begründete er den unabhängigen und gemeinnützigen Think Tank Afghanistan Analysts Network (e.V.) mit, wo er bis heute Ko-Direktor und Senior Analyst ist. Er publiziert regelmäßig auf http://www.aan-afghanistan.orgund seinem deutschsprachigen Blog Afghanistan Zhaghdablai (https://thruttig.wordpress.com).

Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe “Fokus 1979: Neue Perspektiven auf ein Jahr epochaler Umbrüche für Westasien, Nordafrika und die Welt”.

Vortragssprache ist Deutsch. Eintritt kostenlos. Registrierung unter: https://calendar.boell.de/de/event/der-sowjetische-einmarsch-afghanistan-1979-wie-alles-begann

Organisiert von dis:orient e.V. und Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung.

Ermöglicht durch Mittel der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.

04.06.2019
19:00 bis 21:00