31.12.2016
"Das Wichtigste in unserem Leben ist Bildung" – Eindrücke aus einem Flüchtlingscamp in Irakisch-Kurdistan
Szene im Flüchtlingslager. Foto: Kilian Foerster
Szene im Flüchtlingslager. Foto: Kilian Foerster

Vor zwei Jahren war der Fotograf Kilian Foerster das erste Mal im Flüchtlingslager Chamishko Camp im kurdischen Nordirak. Damals gab es im ganzen Camp keine Schule. Das hat sich mittlerweile geändert, wie er bei seinem jetzigen Besuch feststellte, aber die Ungewissheit ist geblieben. Mit diesem Beitrag verabschieden wir uns bis Mitte Januar in die Winterpause.

Irak hatte laut Unicef noch bis in die 1980er Jahre eines der fortschrittlichsten Bildungssysteme im Nahen Osten. Der Irak-Iran-Krieg 1980 bis 1988 und der zweite Golfkrieg führten durch die gestiegenen Militärausgaben jedoch zu Kürzungen und im irakischen Bildungssystem. Die US-Invasion 2003 und der Sturz von Saddam Hussein destabilisierten den Irak zudem bis heute und bereiteten gleichzeitig den Nährboden für den Aufstieg der Terrororganisation Islamischer Staat (IS).

Nachdem ich im Dezember 2014 für eine freie fotografische Arbeit über Kinder in einem Flüchtlingscamp nach Zakho in Irakisch-Kurdistan gereist bin, besuchte ich im Oktober 2016 das gleiche Flüchtlingscamp noch einmal.

Alle Kinder, mit denen ich bei meinem ersten Besuch gesprochen hatte, wünschten sich, wieder eine Schule zu besuchen. Die war damals noch im Aufbau. Knapp zwei Jahre später wollte ich sehen, ob sich der Wunsch der Kinder erfüllt hat. Wie schon bei der ersten Reise musste ich mir zunächst von der kurdischen Regionalregierung die erforderlichen Genehmigungen besorgen. Das ist zwar recht zeitaufwendig, aber dank guter Kontaktpersonen vor Ort, ohne deren Unterstützung meine Arbeit nicht möglich wäre, bekam ich die erforderlichen Dokumente problemlos.

Mehr als jeder dritte Einwohner ist Flüchtling

In Irakisch-Kurdistan gibt es zurzeit 26 Flüchtlingscamps – allein im Regierungsbezirk Dohuk beträgt der Anteil der Flüchtlinge an der Bevölkerung 35 Prozent.

In dem Flüchtlingscamp, das ich besucht habe, leben mehr als 26.000 Menschen. Als Unterkunft dienen vier mal fünf Meter große Zelte. Die meisten Menschen in diesem Camp sind Jesiden, die vor dem „Islamischen Staat“ (IS oder Daesh auf Arabisch) aus ihrer Heimat – dem Sindschargebirge, einem Gebirgszug im Nordirak an der Grenze zu Syrien – geflüchtet sind. Auf dem Campgelände befinden sich vier Schulgebäude, wo rund 5.000 Kinder und Jugendliche Unterricht erhalten. Ansonsten hat sich im Vergleich zu meinem ersten Besuch kaum etwas verändert.

Einer der eindrücklichsten Momente für mich war das Wiedersehen mit einem Kind, dem Mädchen Majida, das ich bereits während meiner ersten Arbeit im Jahr 2014 kennengelernt hatte. Obwohl fast zwei Jahre vergangen waren, ist das Kind in dieser Zeit nicht gewachsen, aber konnte sich noch gut an das erste Treffen mit mir erinnern.

Die Schule strukturiert das Campleben

Das Engagement der Lehrer im Camp kann überhaupt nicht hoch genug geschätzt werden. Nicht nur, dass sie versuchen, unter den dortigen, schwierigen Bedingungen Unterricht zu geben. Sie schaffen gleichzeitig für die Kinder eine gewisse Struktur im monotonen Campleben.

Die Ungewissheit, was mit Freunden und Verwandten passiert ist, die Untätigkeit, von der besonders die Männer im Camp betroffen sind, und die Unsicherheit, wie es weitergeht, belasten und zermürben alle Campbewohner. Es ist daher nur verständlich, wenn Menschen im Flüchtlingscamp versuchen, sich wenigstens ein bisschen eine Privatsphäre aufzubauen – sei es, dass sie ein Schaf halten oder indem sie ein Beet mit Sonnenblumen anlegen.

Alle Kinder, mit denen ich gesprochen habe, möchten gerne wieder zurück in ihre alte Heimat, das Sindschargebirge. Allerdings wird kaum ein Jeside ohne Sicherheits- und Schutzgarantien seitens der kurdischen Regionalregierung freiwillig dorthin zurückgehen. Zu groß ist die Angst, wieder schutzlos Opfer eines Angriffs zu werden.

Korruption, Klientelismus und ungerechte Verteilung

Aber welche Zukunft haben die Kinder nach ihrem Schulbesuch in einem Land, in dem 60 Prozent der Bevölkerung jünger als 24 Jahre sind und die offizielle Jugendarbeitslosigkeit bei 35 Prozent liegt?

Irak könnte ein wohlhabendes Land sein mit guter Infrastruktur; verfügt es doch über zehn Prozent der weltweiten Ölreserven. Während mehr als 90 Prozent der irakischen Staatseinnahmen aus dem Öl- und Gassektor kommen, arbeitet allerdings nur ein Prozent der Bevölkerung in diesem Bereich. Und die Verteilung der Gewinne aus den Öleinnahmen ist von Klientelismus gekennzeichnet. Im Korruptionsindex 2015 von Transparency International befindet sich der Irak auf Platz 161 von 168 Ländern.

Die folgende Bildauswahl zeigt aktuelle Bilder aus dem Camp und Lehrer und Schüler, die selbst auch zu Wort kommen.

Die gesamte Arbeit und die Arbeit über Flüchtlingskinder aus dem Jahr 2014 ist auf www.kilianfoerster.de unter „Kindergeschichten aus dem Irak“ zu sehen.  

01-flu%c2%a6echtlingslager Das Flüchtlingslager, Oktober 2016. Foto: Kilian Foerster

 

 

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Cihane (Angestellte im Camp-Management):

„Seit dem Aufbau des Camps Ende 2014 arbeite ich im Campmanagement. Im Januar 2015 wurden vier Schulen in diesem Camp eröffnet. Dort werden 7644 Schüler von 134 Lehrern unterrichtet. In jeder Klasse sind 30 bis 45 Schüler.

Alle Klassen sind gemischt, also Mädchen und Jungen zusammen, außer an einer arabischen Grundschule, weil dort einfach nicht genügend Platz ist.

Die Kinder im Camp erhalten den gleichen Schulabschluss wie an anderen Schulen in Irak/Kurdistan. Neben dem regulären Schulunterricht gibt es noch offene Kurse für Schüler, in denen sie sich auf die Abschlussprüfungen vorbereiten können. Zusätzlich bieten wir auch Kurse für ältere Analphabeten an.

Manchmal gibt es auch Kurse in Musik- und Malunterricht.

Es gibt an den Schulen im Camp keine Religionsklassen und wir haben auch keine Lehrer, die Religionsunterricht anbieten.

Über 75 Prozent der Kinder im Camp besuchen eine Schule. Viele Eltern der Kinder, die keine Schule besuchen, haben infolge des Krieges so viel verloren, dass sie einfach keinen Sinn mehr darin sehen, ihre Kinder auf eine Schule zu schicken.“  

 

03-muhsin Muhsin. Foto: Kilian Foerster
Muhsin (Lehrer und Schulleiter):

„Ich bin wie meine Schüler ein Flüchtling. Jeden Tag (außer am islamischen Feiertag Freitag) gebe ich von 8.15 Uhr bis 17.15 Uhr Unterricht und gleichzeitig leite ich eine Schule im Camp. Im Monat verdiene ich 429.000 irakische Dinar (ca. 340 Euro). Als Lehrer versuchen wir, auf jeden einzelnen Schüler einzugehen und den Kindern, denen die Eltern, Geschwister oder Verwandte fehlen, begegnen wir mit besonderer Aufmerksamkeit.

Ich war traurig, als wir anfangs im Camp keine Schule hatten, aber jetzt, da wir die Schulen haben und die Kinder in die Klassen kommen, fühle ich mich gut. Bei einigen Schülern fehlen allerdings Vorkenntnisse, die sie zum Beispiel im Kindergarten bekommen, und mein Wunsch ist, dass jeder Schüler wieder an seinen alten Wohnort in Sindschar zurückkann und dort seine alte Schule besucht. Wir strengen uns sehr an, damit die Schüler nichts von ihrem Schulstoff verpassen.

An erster Stelle brauchen die Schüler wirklich guten Unterricht, damit sie ihre Fähigkeiten verbessern und weil viele Schüler arm sind und sich zum Beispiel keine Schuluniform leisten können, wäre auch finanzielle Hilfe sinnvoll.

Eigentlich ist die Schule zu klein und die Klassen sollten nicht mehr als 15 Schüler haben, das heißt, wir brauchen noch mehr Schulen und Platz für die Schüler.

In der Zeit, als die Schulen im Camp eröffnet wurden, sind viele Familien aus dem Camp nach Europa emigriert und das hat sich negativ auf die Kinder ausgewirkt, die hiergeblieben sind und ihre Freunde vermissen. Einige Schüler können sich dann im Unterricht nicht mehr konzentrieren, da sie auch nach Europa auswandern wollen. Wir bieten den Schülern auch zusätzliche Zeit an, damit sie die psychologischen Schwierigkeiten der Flucht verarbeiten können; damit haben wir auch Erfolg.

Eine Folge des Krieges und der Vertreibung ist auch, dass manche Schüler einfach nicht mehr weiter lernen wollen. Die Heimat der meisten Kinder ist Sindschar, wo Daesh (arabische Bezeichnung für den sog. „Islamischen Staat“, Red.) viel zerstört und viele Menschen umgebracht hat.

Ich bin glücklich in meinem Beruf als Lehrer, aber ich wäre noch glücklicher, wenn wir wieder an unseren alten Schulen in Sindschar unterrichten könnten. Das Wichtigste in unserem Leben ist Unterricht und Bildung.“  

 

04-majida Majida. Foto: Kilian Foerster
Majida, 11 Jahre:

„Seit dem letzten Mal, als wir uns gesehen haben, ist bis heute nichts Schönes passiert, von dem ich erzählen kann. Alles ist gleich geblieben, außer, dass ich jetzt die fünfte Klasse einer Schule besuche. Die Schule macht mich glücklich, aber ich kann mir nichts kaufen, zum Beispiel eine Schuluniform oder andere Dinge für die Schule. Manchmal geben mir meine Geschwister Nachhilfe, aber sie sind selbst auch mit ihren Hausaufgaben und der Schule beschäftigt.

Bis heute habe ich niemand von meinen früheren Verwandten wieder getroffen oder Informationen über sie bekommen.

Wenn ich Hilfe brauche, gehe ich zum Spielplatz im Camp, aber es ist keine wirkliche Hilfe. Und auch in der Schule ist niemand, der mir hilft, zu vergessen, was passiert ist.

Ich halte mich nur im Camp auf, manchmal gehe ich bis zum Zaun am Rand des Camps, aber ich habe Angst davor, das Camp alleine zu verlassen.

Ich möchte so gerne nach Sindschar zurück, wenn dort alles befreit und der Krieg zu Ende ist.

Und ich möchte immer noch Ärztin werden, wie das letzte Mal, als wir uns getroffen haben. Ich habe auch nichts mehr von meinem Schaf gehört, das in Sindschar zurückbleiben musste.“

 

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Amira, 16 Jahre:

„Ich gehe zurzeit in die neunte Klasse und bin seit zwei Jahren hier im Camp. Eigentlich gibt es nichts Schwieriges für mich in der Schule, aber einmal hatte ich einen Kampf mit einer Freundin. Jetzt sind wir aber wieder Freunde. Der schönste Augenblick in der Schule war, als wir bei einem Basketballturnier einen Pokal gewonnen haben und als mein Kopf während des Spiels mit dem Kopf meiner Freundin zusammengestoßen ist. Mein Lieblingsfach ist Biologie, weil ich dort so viel gelernt habe. Mein Lieblingslehrer ist unser Biologielehrer Herr Hamid, er ist sehr nett. Einmal habe ich auch einen Malkurs besucht und ich würde gerne Künstlerin werden und gut zeichnen können.

Ich vermisse meine alten Freunde aus Sindschar und ich erinnere mich oft an unser früheres Haus, wo ich nachts aufs Dach gegangen bin und in den Himmel geschaut und die Sterne betrachtet habe. Das möchte ich gerne wieder erleben.

Ich hoffe, dass Daesh für immer verschwindet und niemand von denen übrigbleibt, einschließlich des Namens.“  

 

06-casir Casir. Foto: Kilian Foerster
Casir (Lehrer):

„Ich bin Flüchtling. Jeden Tag – außer Freitag – arbeite ich vier Stunden als Lehrer. Ich gebe Unterricht in Englisch, Wissenschaft und Sozialkunde. Mein Monatseinkommen beträgt 400.000 irakische Dinar (ca. 320 Euro).

Wir versuchen, im Schulunterricht zu erreichen, dass die Kinder vergessen, was passiert ist, damit sie wieder ein neues Leben anfangen können. Für diejenigen, die gestorben sind, können wir nichts mehr tun und wir müssen versuchen, weiter zu machen. Das Leben geht weiter, auch wenn man Menschen verloren hat.

Es freut mich, wenn ich das Verhalten der Kinder in einer positiven Weise beeinflussen kann, sodass sie besser miteinander umgehen.

Mir fehlen in der Schule im Camp psychologische Fachkräfte. In meinen Augen ist es das Wichtigste, denjenigen zu helfen, die arm sind und alles verloren haben. Es müsste hier auch einen Platz geben, wo die Kinder sich wirklich einmal erholen können, damit sie das Vergangene vergessen.

Wenn die Kinder das Wort Daesh hören, bekommen sie Angst und manche fangen an zu weinen.

Ich sage ihnen dann, dass der Krieg für sie zu Ende ist und dass sie Berufe erlernen und nicht nach Europa emigrieren sollen. Sie sollen versuchen, sich hier wieder etwas aufzubauen.

Wir müssen die Kinder sehr gut behandeln und mit dem versorgen, was sie benötigen.

Meine Arbeit macht mich glücklich.“  

 

07-isaam Isaam. Foto: Kilian Foerster
Isaam, 14 Jahre:

„Ich lebe seit zwei Jahren im Camp und besuche die siebte Klasse einer Mittelschule.

Mir fehlen in der Schule neue Bücher und andere Schulmaterialien. Ich bekomme Unterricht in folgenden Fächern: Englisch, Kurdisch, Arabisch, Mathematik, Sport, Wissenschaft, Sozialkunde, Menschenrechte und Computer.

Das Schönste im Camp ist für mich, in der Schule Unterricht zu bekommen und meinen Stoff zu lernen.

Am schwierigsten finde ich Mathematik, weil ich es einfach nicht verstehen kann. Ich habe noch zwei Schwestern, die mir bei meinen Hausaufgaben helfen. Mein Lieblingslehrer ist Herr Khalaf, weil er so nett ist und sich so viel Zeit für mich nimmt.

Ich vermisse meine alte Schule und mein Dorf. Ich erinnere mich noch an meine Freunde, mit denen ich früher dort die Schule besucht habe. Ich hoffe, dass Daesh nicht erfolgreich ist.“  

 

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Nora, 13 Jahre:

„Seit zwei Jahren bin ich hier im Camp und besuche zurzeit die siebte Klasse. Am schwierigsten in der Schule ist für mich, dass wir nicht genügend Platz und kein Geld für Schuluniformen haben. An meiner alten Schule hatten wir alles – Hefte, Stifte, Radiergummis und so weiter, und hier im Camp kann man viele Dinge nur mit Glück bekommen. Der beste Moment hier für mich war, als ich meine neuen Freunde in der Schule kennenlernte. Meine Freunde helfen mir bei den Hausaufgaben. Das Schönste in der Schule ist, einfach etwas zu lernen. Das Fach Arabisch fällt mir am schwersten. Ich habe keinen Lieblingslehrer, sie sind alle gut zu mir und es gibt keine Unterschiede zwischen ihnen.

Ich vermisse Sindschar, mein altes Dorf und meine Freunde und Nachbarn von früher. Ich erinnere mich noch gut an die Hochzeitsfeiern, die es bei uns gab.

Ich hoffe, dass diejenigen, die uns vertrieben haben, unsere Städte wieder verlassen und dass Sindschar wieder frei und sauber von Daesh wird. Und ich hoffe, dass Gott Rache übt und Daesh vernichtet. Ich bin noch ein Kind und kann nur dafür beten.“  

 

09-camp Im Camp. Foto: Kilian Foerster

 

 

10-safana Safana. Foto: Kilian Foerster
Safana, 19 Jahre:

„Ich bin seit zwei Jahren im Camp und gehe seitdem hier zur Schule. Jetzt besuche ich in die neunte Klasse.

Am schwierigsten ist für mich in der Schule, dass es dort so heiß ist und ich mich häufig hungrig fühle. Am meisten vermisse ich in der Schule meine alten Freunde aus Sindschar. Ich freue mich, wenn ich hier meine Lehrer und meine neuen Freunde treffe. Das Beste, was ich bislang hier gelernt habe, ist Mathematik, weil mein Lehrer es mir so gut erklärt hat. Wissenschaft fällt mir am schwersten, ich mag das Fach einfach nicht. Meine Schwestern helfen mir bei den Hausaufgaben. Alle Lehrer hier sind wie Vater und Mutter für mich, ich habe also keine Lieblingslehrer. Neben der Schule erhalte ich noch Keyboardunterricht und hin und wieder besuche ich auch Malkurse. Manchmal singe ich im Camp auch für mich und meine Freunde.

Ich erinnere mich noch gut an unsere alten Nachbarn in Sindschar und wie wir dort Nanê tenûrê gebacken haben, ein flaches Brot, das gebacken wird, indem man es an die Wand eines Tandur Ofens heftet. Ich hoffe, dass Daesh vernichtet wird und verschwindet und ich wieder zurück nach Hause kann.“  

 

11-khatoon Khatoon. Foto: Kilian Foerster
Khatoon, Lehrerin (mit ihrer Tochter Haneen):

„Ich bin selbst auch Flüchtling und gebe täglich drei Stunden Arabischunterricht. Dafür bekomme ich im Monat 390.000 irakische Dinar (ca. 312 Euro).

Die Schüler, denen die Eltern, Geschwister oder Verwandten fehlen, erhalten von uns Lehrern extra Unterstützung.

Es macht mich glücklich, wenn ich merke, dass die Schüler mir und meinem Unterricht Beachtung und Interesse schenken. Und wenn ich den Schülern Aufgaben gebe und sie mir Fragen stellen.

Mir fehlen im Schulunterricht Bücher und der notwendige Platz für die Schüler in den Klassenräumen. Wenn die Klassen überfüllt sind, können manche Schüler die Tafel nicht sehen und nicht mehr dem Unterricht folgen. Manchmal müssen Kinder auch stehen, weil es nicht genügend Sitzgelegenheiten gibt. Im Vergleich zu einer normalen Schule brauchen die Kinder im Camp besonders viel Zuwendung. Ich sehe bei den Schülern auch Folgen des Krieges und der Flucht; manche Kinder können sich im Unterricht kaum oder überhaupt nicht konzentrieren, wenn ich ihnen eine Aufgabe gebe.

Manchmal können sich Kinder auch nicht mehr an den Namen ihrer alten Schule oder ihrer früheren Lehrer erinnern, da der Krieg und die Vertreibung sie so sehr getroffen hat. Ich wünsche mir, dass alle Kinder Schuluniformen haben, aber viele Familien sind arm und können sich keine Schuluniformen leisten. Ich bin mit meiner Arbeit zufrieden, aber gleichzeitig bin ich auch traurig, dass uns Lehrern wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Irak das Gehalt um etwa die Hälfte gekürzt wurde.“

 

12-camp Im Camp. Foto: Kilian Foerster

 

Mehr Bilder sowie Informationen zu Kilian Foerster und zu seiner Arbeit gibt es hier: www.kilianfoerster.de

Artikel von Kilian Foerster