Angesichts der weltweiten Finanzkrise verweisen viele muslimische Wirtschaftswissenschaftler und Islamgelehrte auf die Vorteile des islamischen Finanzwesens, das eine derartige Krise nach ihrer Ansicht verhindert hätte.
Das islamische Finanzsystem basiert auf dem islamischen Recht, der Sharia. Diese verbietet Spekulationen (Gharar) , also hoch-riskante Geschäfte, sowie die Zinsnahme (Riba). Dadurch werde die Anhäufung von Schuldenbergen durch riskante Leihgeschäfte verhindert, argumentiert etwa Umer Chapra, ein saudischer Wirtschaftswissenschaftler. Finanztransaktionen seien an die Entwicklung der Realwirtschaft gekoppelt. Geld wird nicht als Rohstoff angesehen, der seinen eigenen Wert hat, sondern allein als Tauschobjekt und Mittel zur Bestimmung eines Warenwerts.
Das islamische Finanzsystem sei durch eine starke Regulierung vor Exzessen geschützt, so Chapra weiter: "Das Wirtschaftsgut, das verkauft wird, muss real sein und nicht imaginär oder fiktiv. Der Verkäufer muss die Güter besitzen, die verkauft oder verliehen werden; die Transaktion muss aufrichtig sein mit der Intention eine Ware zu übergeben und anzunehmen. Und die Schulden können nicht verkauft und die mit ihr verbundenen Risiken auf einen Anderen übertragen werden."
Auf Grund dieser Regelungen verweisen die Vertreter islamischer Finanzinstitutionen darauf, dass ihre Einrichtungen nicht von der weltweiten Hypotheken-Krise betroffen sind. Kernvoraussetzung eines islam-konformen Geschäfts sei es nämlich, dass beide Parteien gerecht Risiko und Gewinn teilten.
Imran Iqbal, ein Banker aus Saudi-Arabien, erklärt wie die Subprime-Krise in den USA hätte verhindert werden können. Banken sollte keine Kredite an Hauskäufer vergeben, sondern stattdessen das Haus zusammen mit ihm kaufen. Für den Teil, der der Bank gehöre solle dieser dann eine Miete zahlen. Dabei dürfe die Bank keine Zinsen verlangen also nicht mehr Geld erhalten, als der tatsächliche Wert des Grundstücks beträgt. Dieses Vorgehen ist als Musharaka bekannt, eine Art Joint-Venture zwischen dem Hauskäufer und der Bank.
Trotz des Zinsverbots gibt es jedoch islamische Anleihen, die das Zinsverbot umgehen. Sie werden als Sukuk bezeichnet. Hier erhält der Anleger keinen festen Zinssatz sondern wird praktisch Teilhaber der Bank. Entsprechend seiner Spareinlage beteiligt die Bank den Sparer dann an ihrem Gewinn. Wichtige Voraussetzung aller islamischen Finanzeinrichtungen ist, dass das Geld nur in "moralische Unternehmen" investiert wird, also nicht in die Rüstungs- oder Tabakindustrie oder Brauereien.
Insgesamt ist das islamische Finanzsystem ein riesiger Wachstumsmarkt. Schätzungsweise 700 Milliarden US-Dollar werden beispielsweise in Singapur, Manama oder Dubai gegenwärtig nach islamischen Investitionsregeln verwaltet - Tendenz stark steigend.